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Hallo,
Ich habe mich vorab ein wenig schlau gemacht, das Forum durchsucht und mich mit der Thematik "kleben" beschäftigt.
Nach längerem suchen bin ich der Meinung das der Klebstoff Icema R 101 für meinen Einsatzzweck passen könnte.
Was ich machen will:
Einen harten duroplasten (faserverstärkt) Kunststoff mit einem thermoplasten (in meinem Fall ABS, PC oder ein Blend aus beidem) verkleben.
Bauteilgröße: deutlich < 0,25 qm Fläche
Jedoch ist das Bauteil im Sommer hohen Temperaturen (Oberfläche unter der Sonne wohl bis zu 100°C) ausgesetzt.
Zweites Problem dürfte die sehr unterschiedliche Ausdehnung unter hohen Temperaturen sein. Währen sich mein Duroplast garnicht ausdehnt, dehnt sich das ABS sehr wohl aus also habe ich hier hohe Scherkräfte (richtig ausgedrückt?) welche die Klebefuge aushalten muss.
Welche Temperaturbeständigkeit (max) hat Icema R 101 ?
Nach welchem Zeitraum ist der Klebstoff so weit das er dieser Temperatur ausgesetzt werden kann? Das Bauteil muss getempert werden (10°C pro Stunde von Raumtemperatur an bis rund 90°C), daher meine Frage.
Abgesehn von den auftretenden Scherkräften und der Tatsache, das man beide Bauteile nicht gerade mühelos mit dem Fingernagel ablösen können sollte ist die Klebestelle kaum Belastungen ausgesetzt (reine Optikteile, keine mechanische Beanspruchung).
Ist ein abflammen der Oberfläche sinnvoll? (beim ABS/PC)
Da ich einseitig arbeiten muss, keine Anfangsfestigkeit benötige und gerne >10min Verarbeitunszeit hätte, kommt so etwas wie Ruderer U56 oder dergelichen nicht in Frage (bereits getestet)
Ich möchte mich bereits vorweg sehr herzlich für Ihre Hilfe bedanken.
Gruß,
glosilo
Und wie sähe es im Vergleich zum Technicoll 8301 aus? Ich sehe gerade, das dieser in der Suchanzeige dieses Shops ein Logo "+120°C" trägt.
Wäre er für teilw. sehr wärmebeanspruchte Bauteile also besser geeignet? Wie gesagt geht es mir um Fahrzeuginnenräume (ABS/PC Verkleidungen), die im Sommer unter direkter Sonneneinstrahlung ja doch recht warm werden können.
Hallo,
Ihre Frage kann leider nicht mit einem Satz beantwortet werden, dieser Fall ist schwierig.
Ihre beiden Werkstoffe, Duroplast und ABS o.ä. verfügen über sehr abweichendes Klebeverhalten. Duroplaste lassen sich gut mit 2-K-Epoxy kleben, Thermoplaste wie ABS, PC usw. mit anlösenden Klebstoffen oder mit 2-K-PUR-Klebstoffen. Das Thema Ausdehnung haben Sie schon erkannt. Ihre 100°C sehen wir als sehr hoch gegriffen an, es sei denn es handelt sich um Teile im kleinen geschlossen Räumen, z.B. Fahrzeug (Armaturenbrett) unter direkter Sonneneinstrahlung.
Zur Wärmestandfestigkeit, kann keine verläßliche Aussage getroffen werden. Diese wird immer von folgenden Kriterien beeinflußt: Klebefreundlichkeit und mechanische Beanspruchung unter Wärmebelastung (-20° bis +80°C sollten i.d.R. schadlos überstanden werden, jedoch garantiert dies niemand), beachten Sie die im übernachsten Absatz genannten Einsatzbereiche.
Bei thermoplastischen Kunststoffen wie z.B. ABS (diese sind sog. Blends) können die Zusammensetzungsanteile dieser Mischung je nach Anbieter und Charge varieren. Die Anbieter dieser Kunststoffe nennen, bzw. garantieren i.d. R. nur die gleichbleibenden physikalischen Eigenschften, dies sagt aber nicht zum chemischen Aufbau und damit zur Klebeeigenschaft. Schwarze Kunststoffe sind häufig sehr kritisch, denn es wird zur Einfärbung vielfach Ruß verwendet. (Ruß auf Basis Montanrohstoffe ist klebefreundlicher als der preiswertere Ruß auf Basis Petrorohstoff). Es wirken also viele Parameter auf eine Klebeeigenschaft.
Der genannte 2-K-Klebstoff Icema R 101 mit Härter 7 ist ein sehr altes und bewährtes Produkt (Rezeptur aus den 1960er Jahren) und wurde bisher verwendet im Schienenfahrzeugbau, LKW-Kühlkofferaufbau, Luftfahrt, militärische Raketen, Wohnmobilaufbau und sehr viele Anwendungen mehr. Ein echter Klassiker im Sandwichbau und zur Kaschierung großer Flächen.
Bei den Deckschichten kamen bisher zum Einsatz GfK-Materialien, thermoplastisches Plattenmaterial, bechichtete und lackierte Metalle, Hölzer usw.
Die Klebeeigenschaften zu thermoplastischen Platten kann durch einen Vorstrich (Primer) verbessert werden. Hier hat sich bewährt ein Vorstrich mit einem 1:1 verdünnten lösungsmittelhaltigen Kunststoffkleber, auch Klebelack genannt. Dies wäre RUDERER L 402 verdünnt mit RK-Verdünner 1 (Mischung 1:1 Gewichtsteile). Die Platten dünnen einstreichen, gut ablüften lassen und dann mit R 101 verkleben. Abflammen der Oberflächen ist eine Vorbehandlungstechnik die bei unpolaren Oberflächen wie PE + PP verbessernde Haftwirkungen bringen, bei ABS eigentlich nicht üblich.
Grundsätzlich können nie garantierte Zusagen abgegeben werden, es ist immer zwingend nötig entsprechende praxisnahe Eignungsversuche durchzuführen. Industriell eingesetzte Klebstoffe werden ausschließlich erst nach geeigneten Testreihen ausgewählt und dann über Jahre verwendet.
Der genannte U 56 ist bei derartigen Flächen weniger geeignet, denn als Kontaktklebstoff verfügt dieser über wenig Festkörperanteile, d.h. Sie bekommen die Fuge nicht gefüllt und verkleben nur die Bergspitzen miteinander. Bezüglich der Schichtdicke mit R 101 können wir keine verläßliche Auskunft geben, denn diese muß fallweise ermittelt werden. Die vom Hersteller genannten Mengen sind labormäßig deffiniert. Die Schicht sollte nicht zu dünn sein, um Ausdehnungsbewegungen mit machen zu können, als ausgleichen.
Wir hoffen Sie mit ausreichende Informationen versorgt zu haben, entsprechende Testreihen müssen Sie praxisnah durchführen, bzw. abwägen.
Ihr Ottozeus-Team
Antwort zu Ihrer 2. Frage
Hallo,
Ihre Frage zu techncioll 8301 kam während wir die Antwort zu Ihrem ersten Beitrag geschrieben haben.
tc 8301 ist ein sehr ähnliches Produkt, diese können je nach Anwendung wahlweise verwendet werden, werden für vergleichbare Anwendungen angeboten. Die Eigenschaften unterscheiden sich nicht auffällig. Das Logo +120°C finden wir auf unserer Seite der Produktbeschreibung nicht, wie kommen Sie darauf?
Es ist theoretisch denkbar, dass Verklebungen mit R 101 sowohl tc 8301 je nach Beanspruchung und konstruktiver Gestaltung bis +120°C standhalten können, wir möchten uns hier aber vorsichtig äußern. Es kommt immer wieder vor, dass Kunden Verklebungen technisch erfolgreich durchführen, die wir so nie erwartet hätten, jedoch passiert es auch immer wieder, dass zugesagte Grenzwerte nicht annähernd erreicht werden. Leider ist Kleben Erfahrungssache und diese Erfahrungen müssen individuell ermittelt werden. Sorry, leider können wir Ihnen die Eigenverantwortung nicht abnehmen ;-).
Gerne beantworten wir Ihre weiteren noch aufkommenden Fragen. Unser Know How steht Ihnen gerne zur Verfügung.
IOhr Ottozeus-Team